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Ramsgate – manchmal braucht es einen zweiten Blick

Ramsgate - Augen zu und durch

Das erste Mal sah ich Ramsgate auf dem Weg nach Broadstairs. Wir fuhren durch die Außenbezirke und es ist mir noch gut im Gedächtnis, dass ich dachte: „Oh Gott, hoffentlich ist Broadstairs schöner, sonst könnte das ein echt anstrengender Urlaub werden.“.

Das zweite was ich in Ramsgate entdeckte war ein Aldi. Es machte die Stadt nicht schöner, löste aber doch so etwas wie Heimatgefühle aus. Denn immerhin wusste ich ja jetzt schon, wo ich gute deutsche Lebensmittel kaufen könnte. Jedem der so denkt, sei dringend angeraten die englischen Aldi zu besuchen. Er wird sehr überrascht sein, ich hoffe so wie ich, äußerst positiv.

Von gestern bis heute, Ramsgate gibt nicht auf.

Aber der Reihe nach, zuerst einmal ein paar Fakten über Ramsgate. Ramsgate liegt im östlichen Kent, im District Thanet. Also auf der Isle of Thanet. Bis April 2013 hatte Ramsgate eine Fährverbindung mit Ostende. Heute sind die Haupteinnahmequellen der Stadt die Fischindustrie und der Tourismus.

Und nun weiter in der Geschichte. Nach diesem ersten Eindruck, rutschte Ramsgate auf meiner Besichtigungsliste ganz weit nach hinten. Abgesehen von Vorbeifahrten auf dem Weg woanders hin und einem Einkauf bei besagtem Aldi, nahmen wir Ramsgate eigentlich gar nicht war. Ein einziges Mal näherten wir uns der Stadt auf einer Hunderunde am Strand, drehten aber um bevor wir Ramsgate Main Sands erreichten. Man kann nämlich von Broadstairs aus über den Strand nach Ramsgate spazieren. Gefühlt geht das fast ebenso schnell wie mit dem Auto. Realistisch ist man mit dem Auto 20 Minuten schneller, aber der Weg ist nicht so schön.

A day out! Aber muss es wirklich Ramsgate sein?

Das wir Ramsgate doch noch besuchten, ist hauptsächlich meiner Frau und meiner Tochter zu verdanken. Die hatten nämlich nach anderthalb Wochen täglichen Besichtigungstouren keine Lust mehr Stundenlang im Auto zu sitzen. Da meine Frau ein absoluter Hafen Fan ist, erklärten die beiden mir eines Morgens beim Frühstück, dass wir heute nicht wie eigentlich angedacht nach Windsor fahren, sondern höchstens bis Ramsgate, um den Hafen zu besuchen. Denn nicht nur sie hätten die Nase voll vom Stundenlangen Autofahren, sondern besonders Sam bräuchte mal eine Pause. Ich gebe zu, dass ich gegen dieses Sam Argument meistens total hilflos bin, da ich selber immer ein schlechtes Gewissen habe, wenn der arme Kerl stundenlang im Auto hocken muss. Also ging es an diesem Tage nach Ramsgate. Was ich meinen Damen allerdings bis heute verübele ist, dass wir den Trip nach Windsor nie nachgeholt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ramsgate Hafen mit Hund
Sam im Hafen von Ramsgate: Hey Grimm, auf diese komischen Dinger im Wasser gehe ich nicht!

Wer denkt parken in Deutschland sei teuer, war noch nie in England

Auf dem Weg durch die Außenbezirke fing ich wieder an zu zweifeln ob es sich wirklich lohnte zum Hafen zu fahren. Man muss sagen das die Außenbezirke von Ramsgate den typischen 70 Jahre Charme haben, den man ab und zu in englischen Krimis bewundern kann. Aber je mehr wir uns dem Wasser näherten umso mehr fühlte man sich wie in einem englischen Seebad. Zwar auch mit 70 Jahre Charme, aber es wurde besser. Als wir die Royal Parade zum Yacht Hafen herunterfuhren, waren wir endgültig in einer netten englischen Hafenstadt angekommen. Ausnahmsweise einmal hatten wir Glück und bekamen einen Parkplatz direkt am Yachthafen. Hier sei erwähnt, dass parken in England manchmal wirklich nervenaufreibend sein kann und auf jeden Fall immer teuer ist. Aber im Gegensatz zu Deutschland haben die Engländer das online bezahlen der Parkgebühren flächendeckend eingeführt. In Kent kann man mit der RingGo App bequem online über Kreditkarte die Parkgebühren bezahlen. Das beste daran ist, wenn man mal länger bleiben möchte muss man nicht zum Auto zurück rennen und einen neuen Parkschein ziehen, sondern verlängert die Parkzeit bequem über die App. Egal wo man sich gerade selbst befindet.

Ramsgate von unten

Parken, Hafen, Ladder, Church, Builder’s Tea!

Der Yachthafen selbst hat direkt drei Dinge zu bieten die wirklich sehenswert sind. Als erstes wäre da der Hafen selbst. Jeder der sich gerne Boote anschaut kommt dort auf seine kosten. Er verfügt zudem über einen kleinen Leuchtturm an der Hafeneinfahrt wo man wunderbar eine kleine Pause einlegen kann und wahlweise die Aussicht auf die Stadt oder auf das Meer genießen kann.

Harbour Arm mit Leuchtturm
Gut, dass Wetter hätte besser sein können
Ramsgate Hafen
Auf dem ersten Schiff wollte ich erst Kaffee kaufen, bis mir auffiel das ein S fehlt

Als zweites wäre dort die „Jacob’s Ladder“. Eigentlich ist es nur eine Treppe, die von der Promenade zum Hafen führt. Oder halt umgekehrt. Aber sie hat etwas. Und wer einmal seine Fitness testen will, dreimal rauf und runter und man kann sich den Strandlauf sparen.

Das sind mehr Stufen als man denkt.

Last but not least, befindet sich direkt neben der „Jacob’s Ladder“ die „Sailor’s Curch“. Diese Kirche direkt im Hafen von Ramsgate wurde 1878 gebaut. Anfänglich war sie hauptsächlich für die Seeleute und vor allem die „Smack Boys“. „Smack Boys“ wurden die Seeleute genannt, die ihre erste Saison auf den Fischerbooten verbrachten, also den Anfängern. Dort konnten sie nach der harten und gefährlichen Arbeit an Bord wieder runterkommen und bekamen etwas zu Essen und Trinken. Über der Kirche gab es auch einige Räume, in denen sie übernachten konnten. Später wurde die Kirche zur ersten Anlaufstelle für Schiffbrüchige.

Die Sailor's Church liegt direkt im Hafen von Ramsgate
Klein aber fein

Die Arkaden

Wie die Jacob’s Ladder und die Sailor’s Church sind auch die Arkaden von Ramsgate direkt an, bzw. in die Klippen gebaut worden. Eigentlich sind es nur Cafés, Restaurants und ein paar Shops, aber durch ihre Lage und die Atmosphäre sind sie etwas Besonderes. Ich finde es schwer zu beschreiben, deshalb mein Rat: Geht hin und genießt es selber.

Ramsgate Arkaden
Die Arkaden, ein besonderer Genuss

Die Tunnel, der Strand und der Rest

Direkt neben dem Hafen ist die Altstadt. Sie lädt zum Bummeln und Shoppen ein. Es gibt einige sehr gemütliche Pubs, in denen regelmäßig live Musik gespielt wird. Direkt am Hauptstrand gibt es einen winzigen Vergnügungspark, der auf kleine Kinder ausgelegt ist.

Die Damen konnten wirklich richtig gut singen
Ramsgate Main Sands
Ramsgate Main Sands, bei gutem Wetter sieht es schöner aus.

Ramsgate hat natürlich noch mehr Sehenswürdigkeiten. Also eigentlich noch drei. Als erstes wären da die Ramsgate Tunnels. Alte Bahntunnel die in die Küstenfelsen getrieben worden sind. Diese dienten im 2 Weltkrieg 60.000 Menschen als Luftschutzraum. Man kann die Tunnel besichtigen. Wer sich für den 2. Weltkrieg interessiert findet dort sicher ein lohnenswertes Ziel.

Als zweites wäre da das Micro Museum. Es ist ein kleines Museum, das eine private Sammlung zur Computer und Videospiel Geschichte zeigt.

Die dritte Sehenswürdigkeit befindet sich wieder direkt am Hafen im alten Clock House. Das Ramsgate Maritim Museum. Es zeigt die Geschichte der Seefahrt in Kent.

Da ich keines der drei besucht habe, kann ich leider nicht mehr dazu sagen.

Ramsgate Maritim Museum
Maritim Museum im alten Clock House

Ramsgate und nun?

Ist Ramsgate denn nun einen Besuch wert oder nicht?

Darauf ein klares Ja! Wenn man in der Gegend ist, sollte man sich Ramsgate nicht entgehen lassen. Als Urlaubsort würde ich Broadstairs jederzeit vorziehen, aber wenn man sich darauf einlässt hat Ramsgate seinen ganz eigenen Charme. Etwas städtischer als Broadstairs, nicht so groß und mondän wie Margate hat es einen ganz eigenen Stil, den man entweder mag oder auch nicht.

Sams Blick auf die See
Wer braucht soviel Wasser ?
Ramsgate Haufen mit Blick auf die Stadt
Seafront

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